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Roter Veltliner

Der Rote Veltliner, jahrelang kaum beachtet, entwickelt sich zu einem trendigen Nischenprodukt mit Kultpotenzial.

 

Lange Zeit hielt sich das Gerücht, dass diese autochthone Sorte ein Verwandter des Grünen Veltliners ist. Diese Vermutung konnte jedoch in den Neunzigerjahren durch Ferdinand Regner von der HBLA und BA für Obst- und Weinbau Klosterneuburg eindeutig wiederlegt werden. Während der Grüne Veltliner in Wahrheit gar nicht der Veltinerfamilie angehört, besteht sehr wohl eine Verbindung zwischen dem Roten Veltliner und der Veltlinerfamilie. Sorten wie Silvaner, Neuburger, Frühroter Veltliner, Rotgipfler und auch Zierfandler lassen sich auf den Roten Veltliner zurückführen. Die geografische Herkunft der Sorte konnte jedoch bisher noch nicht eindeutig geklärt werden.

 

Der Rote Veltliner ist heute vor allem in Niederösterreich verbreitet, speziell im Weinbaugebiet Wagram. Gab es laut der im Jahre 1999 durchgeführten Weingartenerhebung noch knapp 260 Hektar Rebfläche, so ist diese nur 10 Jahre später um ca. ein Viertel auf ungefähr 190 Hektar geschrumpft. Dank des Engagements einiger weniger Spezialisten, konnte sich die Sorte jedoch halten und gerade im vergangenen Jahrzehnt, durch die Rückbesinnung auf einheimische Sorten und Tradition, immer besser etablieren, was sich auch in der Kundennachfrage widerspiegelt.

 

Diese mittel- bis spätreife Sorte benötigt besonders warme bis sehr warme Lagen. Günstig sind magere Böden, da die Sorte sehr wüchsig ist. Trockenheit verträgt der Rote Veltliner deutlich besser als der Grüne Veltliner. Außerdem ist der Rote Veltliner sehr anfällig für Pilzkrankheiten und bis zu einem gewissen Grad auch frostempfindlich. Der Ertrag bei dieser Sorte kann als durchschnittlich bezeichnet werden, jedoch auch als unsicher.

 

Gekennzeichnet ist die Sorte Roter Veltliner durch eine rötlich, wollig behaarte Triebspitze, großen, fünflappigen und tief gebuchteten Blättern mit rötlichen Blattrippen und großen und vor allem dichtbeerigen Trauben mit fleischroten, dickschaligen Beeren.

 

Interview mit Bernhard Ecker im Zuge einer Bachelorarbeit im Bereich Weinbau, Önologie und Weinwirtschaft (Universität für Bodenkultur, Wien):

Laut Ecker B., Winzer am Wagram, ist der Rote Veltliner eine schwierige Sorte, da sie durch das starke Wachstum sehr arbeitsaufwändig ist und vor allem mehr Laubarbeit gemacht werden muss. Außerdem rankt sich die Sorte schlecht an und wächst quer anstatt hinauf, was wieder ein Mehr an Arbeit bedeutet. Die kompakten, großen und spätreifen Trauben bringen eine große Ernte. Deshalb gehört diese Sorte, nach Ecker, auch auf einen mageren Boden, damit das Wachstum ein wenig gebremst wird.

Auf die Frage warum Herr Ecker diese Sorte trotz einigen Nachteilen kultiviert, antwortet er: „Bis in die sechziger Jahre war der Rote Veltliner die Hauptsorte am Wagram und da ich sehr traditionsverbunden bin und eine passende Lage besitze, sehe ich keinen Grund warum ich diese Sorte nicht kultivieren soll. Außerdem lässt sie sich gut vermarkten, da es nur wenige Weinbauern gibt, die diese Sorte anbauen und beherrschen und das macht sie so interessant für mich!“

Das Aromaprofil der Sorte Roter Veltliner im Gegensatz zum Grünen Veltliner beschreibt Ecker so: „Den Roten Veltliner empfinde ich als komplexer und extraktreicher, als den Grünen Veltliner. Außerdem MUSS die Traube immer vollreif geerntet werden. Die höhere Säurestruktur als jene beim GV empfinde ich persönlich als sehr interessant und außerdem kann man die Weine vom Roten Veltliner lange lagern.“

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